31. August 2022
Um die Elektromobilität voranzubringen, wird ausreichend öffentliche Ladeinfrastruktur benötigt. Damit die sich rechnet, muss aber eine bestimmte Anzahl Elektroautos auf den Straßen unterwegs sein. Ein klassisches Henne-Ei-Problem. Die Ladestation-Betreiber, die dennoch in den letzten Jahren in Vorleistung gegangen sind und den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorangetrieben haben, könnten dafür jetzt reich belohnt werden.
Aktuell wird sehr viel Geld für den Aufbau von Schnellladesäulen ausgegeben – eine einzelne Säule kann bis zu 150.000 Euro kosten. Damit sich dieses Investment für die Betreiber lohnt, benötigt die Ladesäule eine mittlere Auslastung zwischen 8 und 12 %. Eine solche Auslastung ist in Deutschland höchstens an hochfrequentierten Transitrouten gegeben. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain wird sich das aber in den nächsten Jahren verändern, wodurch sich das E-Laden auf der ganzen Welt zu einem Milliardengeschäft entwickeln wird.
Nach den Herausgebern der Studie werden sich die Jahresumsätze der Ladesäulenbetreiber bis zum Jahr 2030 versechsfachen, d.h. die Umsätze würden von aktuell 7-8 Milliarden auf 44-55 Milliarden Euro steigen. Ebenso würden die Gewinne von aktuell 500-700 Millionen auf 3-5 Milliarden Euro zunehmen.
Auch der Bund fördert mit dem “Deutschlandnetz” den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um ca. 1.100 zusätzliche Standorte bis 2023 zu schaffen. Einige Anbieter haben aber bereits Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Förderung eingereicht, da in ihren Augen das für die Förderung zugrundeliegende “Marktversagen” in Deutschland nicht mehr gegeben ist.
Die Studienautoren der Unternehmensberatung Bain haben fünf Szenarien entwickelt, wie Ladesäulenbetreiber ihre Geschäftsmodelle entwickeln könnten. Sie empfehlen eine Aufwertung des Komforts an Standorten von Schnellladesäulen, zum Beispiel durch Toiletten, kostenloses Internet oder eine Überdachung. Außerdem stellen sie die These auf, dass Ladepunkte an hochfrequentierten Orten wie Supermärkten oder Restaurants nur attraktiv sind, wenn ein störungsfreier Betrieb und ein wettbewerbsfähiger Preis garantiert werden können. Gleiches gilt für das Laden am Arbeitsplatz. Für das Laden zuhause werden demnach künftig vor allem Anbindungen an Smart-Home-Angebote relevant. Zusätzlich könnten Smart-Energy-Services in Umgebungen mit vielen parkenden Autos, beispielsweise bei einem Bürokomplex, 2030 bereits ein Drittel des Gesamtumsatzes der Ladebranche ausmachen.
Ein noch höheres Wachstumspotential als in Europa sehen die Studienautoren in den USA, dort könnten die Jahresumsätze bis 2030 sogar auch bis zu 70 Milliarden Euro ansteigen und das, obwohl die aktuellen Umsatzzahlen mit 2,5-3,5 Milliarden Euro deutlich unter denen in Europa liegen. Für den chinesischen Markt prognostiziert die Unternehmensberatung ein geringeres Potential und sagt ein Wachstum auf ca. 30 Milliarden Euro Umsatz bis 2030 voraus. Die Autoren merken außerdem an, dass die Märkte von morgen bereits heute verteilt werden und sich Anbieter, die noch am Infrastrukturboom teilhaben wollen, beeilen müssen.
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